Orlando. Hier hat der gute alte Walt seine erste Gelddruckmaschine aus gebrauchten Zahnstochern und Ohrenschmalz zusammengebaut. Heute schwimmt sein Kopf eingelegt im Glas oben im Cinderella-Schloß und freut sich, was aus seiner Erfindung geworden ist. So die Legende.
Wenn man schon in der Gegend ist, dann kann man ja auch mal wieder nen Park mitnehmen. Und nach Universal 2014 war dieses Mal der Klassiker dran: Walt Disney World, genauer gesagt Magic Kingdom.
Planung
Welchen Park man nehmen soll und muss, ist nicht trivial. Nur irgendwie fehlte uns dieses Jahr die Lust, das Ganze so metikulös zu planen wie Universal damals. Denn für die Unwissenden hier: man besucht nicht einfach Disney World. Nein nein nein. Man schaut erstmal grob nach den Preisen und merkt dann, dass es vier Parks gibt. Für die Hartgesottene auch mal mindestens sieben Tage veranschlagen.
Naja, long story short, wir haben uns für den Klassiker Magic Kingdom entschieden und keinerlei weitere Planung betrieben. Keinen Laufplan gemacht, uns nicht nach den besten und leersten Tagen in den Crowd Calendars gerichtet, nein. Wir sind einfach hin. Wie blutige Amateure.
Ankommen
Irgendwann landet man auf dem Walt Disney Drive, und dann gehts noch zig Kilometer nur in Richtung Disney.
Merkt euch Kinder: wir stehen auf dem Itchy-Parkplatz
Es ist wirklich so. Universal hatte noch ein Parkhaus, mit nach Superhelden sortierten Etagen und Sektionen. Disney macht es wie die Simpsons. Danach läuft man erstmal (alternativ gibts auch Trolleys), wir waren glücklicherweise so „früh“ da, dass wir den Eingang zum Eingang zum Eingang immerhin vom Auto aus sehen konnten.
Nach Tickets abholen – wo es für jeden einen Button mit 1st Visit gab, damit jeder sieht, dass wir keine Ahnung haben – konnten wir dann zwischen Monorail und Boot zum Eingang wählen
Nein, Sir, das nächste Schiff ist die USS Walter Mondale, ein Wäschereischiff
Wir haben den authentischen Schaufelraddampfer genommen. Ohne Schaufelrad. Und glaub ich auch ohne Dampf. Aus Sicherheitsgründen fahren die bestimmt auch auf Schienen.
Reinkommen
Irgendwann sind wir dann angekommen und konnten in den eigentlichen Park. Und wir wären ja nicht in den US of A, wenn am Eingang nicht der Fingerabdruck genommen werden würde. Einfach, weil man es kann.
Drin sein
Tobis romantische Vorstellung war ja, dass man hier von überdimensionaler Disney-Kulisse zu überdimensionaler Disney-Kulisse stolpert und einem dazwischen Disney-Charaktere über den Weg laufen.
Nun ja…
Statt überdimensionalen Disney-Kulissen, die man aus Filmen wiedererkennt, stolpert man durch… gute Frage… Kulissen? Die nichts Offensichtliches mit Disney-Filmen zu tun haben?
Und die herumwandernden Disney-Charaktere? Nun, die wurden vor ein paar Jahren abgeschafft und durch feste Locations ersetzt, an denen sie jetzt Hof halten. Arielle in ihrer Grotte? 35 Minuten anstehen. Prinzessin Kennichnicht und Prinzessin Nochnievongehört? 70 Minuten anstehen, mit lauter 5-Jährigen Prinzessinnen. Oh, und Donald? Der hat irgendwelche Pluderhosen an. Dafür nur 10 Minuten anstehen.
Was man viel sieht:
- Besucher, die ihre eigenen Beine nicht mehr benutzen können. Oder wollen.
- Schlangen. Wie gesagt, es wird überall angestanden. Das Höchste waren übrigens 80 Minuten für Space Mountain. Keine Ahnung, was das ist.
- Prinzessinnen. Gibt es was Schöneres, als seine Kinder bei 35 Grad in dreilagiges Plastik zu stecken?
- Gift Shops. Nach grober Schätzung gehören zu jeder sogen. Attraktion mindestens zwei Shops. Die Main Street besteht eigentlich ausschließlich daraus.
- Dinge, die man sich auf den Kopf setzen kann. Quasi Leihrequisiten für Urlaubsfotos.
Was man nicht sieht:
- Die Helden seiner Kindheit. Nur komische Prinzessinnen, die keiner kennt, aus Filmen, die keiner mag. Wo ist Donald? Tick? Trick? Track? Dagobert? Naja, ein paar haben wir noch mitgenommen. Nora kann übrigens schon gut zwischen „Mensch“ und „Ding in Kostüm“ unterscheiden und mag letzteres nicht. Macht Hoffnung, einen weiteren Karnevalsverachter zu haben.
- Generell: Dagobert. Der ist ja schließlich ein Bösewicht. WTF?
- Spielplätze für Kinder. Ich mein, ernsthaft? Disney. Kinder.
Und falls mal jemand die Dimensionen dieses Parks einschätzen möchte: es gibt eine App, die einem u.a. sagt, wie man von Punkt A zu Punkt B gelangt. Angegeben in Minuten. Und selbst der weiteste Weg ist nur 15 Minuten lang. Man könnte sagen: pupsig klein.
Hier mal ein paar Eindrücke.
Essen kann man hier übrigens auch. Wir haben aber davon Abstand genommen, uns im Prinzessinnenrestaurant von Tinkerbelle und Mary Poppins bedienen zu lassen.
Das sieht ja genauso aus wie vor 30 Jahren.
Genau: wir haben gleich am Anfang noch halbwegs euphorisch einen sogenannten Ride, also ein Fahrgeschäft angesteuert, das ist ja mitunter der Grund, warum man in diese Parks fährt. Weil es „nur“ 20 Minuten Wartezeit versprach, reihten wir uns bei „Pirates of the Caribbean“ ein und stolperten dann nach dem Schlange stehen in unser Boot auf Schienen. Erster Gedanke: das sieht exakt so aus, wie vor ca. 30 Jahren, als Elena erstmals in Disney war. Während der Fahrt durch den dunklen Wassertunnel bestätigte sich die Vermutung: die Piratenshow war peinlich outdated, mit Puppen auf Drehscheiben und Tonbandaufnahmen von anno dazumal, und auch die Piraten sahen schon so mitgenommen aus, als wären sie das letzte Mal vor 2 Jahrzehnten ausgetauscht worden. Nur Jack Sparrow guckte relativ neuwertig aus seiner Tonne.
Das war insgesamt so ernüchternd, ärgerlich und absurd schlecht, dass wir uns nicht mehr in die Schlangen zu anderen „Attraktionen“ gestellt haben. Wenn man dann zwischen 30-80 Minuten in der sengenden Sonne oder modrigen Dunkelheit steht, um anschließend eine dreiminütige Murksshow geboten zu bekommen, fühlt man sich dezent verarscht und Teil einer grandiosen Gelddruckmaschine, die mal runderneuert werden müsste. Oder aber wir hatten einfach nur ein unglückliches Händchen und uns den Nostalgie-Ride gegriffen und sind gerade äußerst unfair den anderen top-notch Fahrgeschäften gegenüber ;-)
Noch ein paar unsortierte Fotos.
Recap
Hm, rückblickend stellen wir uns die Frage, wer tatsächlich ernsthaft von sich behaupten kann, hier eine magical time erlebt zu haben.
Kinder bekommen im Universal Park mindestens Gleichwertiges geboten, und da haben die Eltern auch noch Spaß. Außerdem kennt man da die Filme und Charaktere. Geht da hin.
Also, es gibt 1 von 5 Minions.
Red Lobster
Nach einem halben Tag Zuckerschock musste was Echtes her. Und fünf Mal haben wir uns nun schon gedacht
Kette? Seafood? Kann das gutgehen?
Und sind dann doch nicht hin. Diesmal ist ja alles anders. Also los. Und ja, Red Lobster ist erstaunlich gut. Unterm Ultimate Feast haben wir es aber auch nicht gemacht.
Und warum sollen nur die Eltern Hummer essen?
4 von 5 Hähnchen